Kapitel 7
Felix’ Körper erstarrte augenblicklich, und sein Gesicht verdunkelte sich bis ins Unheimliche.

Die Hand, mit der er Maries Kinn festhielt, verkrampfte sich unwillkürlich, bevor er sie nach einigen Sekunden schließlich losließ und sich zu Lukas umdrehte.

Als sein Blick Lukas’ spöttische Miene traf, zwang er sich zu einem erzwungenen Lächeln.

„Nein, alles gut. Gibt es einen besonderen Grund, warum du hergekommen bist?“

Lukas zog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. „Deine Oma schickt mich, um euch beide zum Essen zu holen.“

„Gut, danke.“

„Kein Ding. Aber du solltest nicht vergessen, dass dies das Haus deiner Großeltern ist. Ein bisschen Zurückhaltung schadet sicher nicht.“

Dabei glitt Lukas’ Blick scheinbar beiläufig zu Maries gerötetem Kinn, und in seinen Augen blitzte amüsierte Boshaftigkeit auf.

Felix bemerkte sofort, wie Lukas Marie ansah, und machte instinktiv einen Schritt nach vorne, um sie zu verdecken.

„Lukas, ich habe es verstanden.“

Seine Stimme war angespannt, sein Blick ausdrucksvoll, voll unterdrückten Unmuts und wachsamem Misstrauen.

Lukas lächelte achselzuckend und zog seinen Blick zurück. „Na gut, dann lass uns essen.“

Nachdem Lukas gegangen war, wandte Felix sich wieder Marie zu und wollte nach ihrer Hand greifen. Doch sie wich ihm aus und ging direkt an ihm vorbei.

Felix holte sie schnell ein, packte energisch ihre Hand und sagte mit ernster Stimme: „Wenn du nicht willst, dass ich deinen Vater anrufe, dann benimm dich.“

Marie hielt abrupt inne. Wut und Hilflosigkeit überrollten sie und ließen sie sich vollkommen ausgeliefert fühlen.

Hätte sie damals nicht auf Felix gehört und ihren Job aufgegeben, hätte er heute nicht diese Kontrolle über sie und könnte sie auch nicht ständig erpressen.

Sie musste so schnell wie möglich einen Job finden, um die Behandlungskosten ihres Vaters selbst bezahlen zu können. Nur dann würde sie sich endgültig aus Felix’ Griff befreien können.

Mit diesem Entschluss im Kopf wehrte sie sich nicht länger und ließ sich von ihm ins Esszimmer ziehen.

Nach dem Abendessen löste sich die Gesellschaft auf.

Vor der Villa angekommen, verriegelte Felix im Auto plötzlich die Türen, ohne auszusteigen.

Marie runzelte die Stirn und sah ihn an. „Was soll das jetzt?“

„Wir müssen reden.“

„Wenn es um die Scheidung geht, brauchst du nichts mehr zu sagen. Ich werde das Thema vorerst nicht mehr ansprechen.“

Felix verengte die Augen. In seinem Blick flackerte gefährliche Anspannung auf. „Vorerst?“

„Ja.“

Ihre kühle Haltung ließ Felix frustriert die Lippen zusammenpressen. Doch er wusste, dass es Zeit brauchen würde, bis sie seine Affäre akzeptierte. Solange sie keine Scheidung forderte, hatte er noch genug Gelegenheiten, ihr Herz zurückzugewinnen.

Nach kurzem Überlegen nickte er. „Marie, es freut mich wirklich, dass du mir eine zweite Chance gibst.“

Marie ignorierte seine Worte. Ausdruckslos sah sie ihn an. „Kannst du jetzt die Tür aufmachen? Ich bin müde und möchte mich ausruhen.“

„Klick.“

Kaum hatte er die Tür entriegelt, stieg Marie aus und ging ohne einen weiteren Blick direkt in die Villa.

Als Felix später ins Schlafzimmer wollte, bemerkte er, dass sie die Tür abgeschlossen hatte.

Er schüttelte leicht den Kopf, lächelte dann aber.

In den ersten Monaten ihrer Ehe hatte sie das oft getan, wenn er sie verärgert hatte. Nach ein paar Tagen ließ sie ihn dann doch wieder ins Schlafzimmer, wenn ihr Ärger verflogen war.

Dieser Gedanke ließ sein Lächeln breiter werden.

„Schon gut, ich werde geduldig sein.“

Er war überzeugt, dass sie noch eine lange Zukunft miteinander hatten. Solange sie bei ihm blieb und noch Gefühle für ihn hatte, würde der Tag kommen, an dem sie ihm verzeihen würde.

Im Schlafzimmer war Marie unterdessen damit beschäftigt, ein Outfit für ihr Vorstellungsgespräch am nächsten Tag auszusuchen.

Nachdem sie einige ihrer Favoriten zusammengestellt hatte, machte sie Fotos und schickte sie an Lisa, um deren Meinung einzuholen. Kurze Zeit später rief Lisa sie an.

„Warum suchst du plötzlich nach einem Job? Hast du die Sache mit Felix geklärt?“

Marie senkte den Blick und sprach mit ruhiger Stimme: „Noch nicht. Ich will erst einen Job finden. Schließlich habe ich momentan keinen Cent. Sobald ich genug Kohle zusammen habe, um die Behandlungskosten für meinen Vater und meinen eigenen Lebensunterhalt zu decken, dann rede ich mit ihm über die Scheidung.“

„Und bis dahin willst du einfach so tun, als wäre nichts passiert und weiter unter einem Dach mit ihm leben?“

„Wie kann das sein? Ich hab noch etwas Geld. Morgen nach dem Vorstellungsgespräch schau ich mir Wohnungen an und zieh so schnell wie möglich aus.“

Sie hatte längst begriffen, dass eine Scheidung nicht aus einem spontanen Impuls heraus passieren konnte. Ohne Job, ohne Kohle würde sie keinen Schritt weiterkommen.

Noch schlimmer: Ein normaler Anwalt hätte gegen das professionelle Team von Felix' Familie keine Chance.

Also blieb ihr nur die Wahl: entweder auf rechtliche Unterstützung verzichten oder den besten Scheidungsanwalt finden, den sie kriegen konnte.

Einen Auszug ohne alles hatte sie nicht vor. Felix hatte die Ehe zerstört – warum sollte sie ohne etwas gehen?

Wenn sie genug Mittel hätte, würde sie Felix dazu bringen, mit nichts aus dieser Ehe zu gehen.

Was die Behandlungskosten ihres Vaters anging, so hatte sie kein schlechtes Gewissen, Felix’ Geld dafür zu verwenden. Immerhin hatte sie ihm damals ein Forschungsergebnis überlassen, das ihm mindestens zehn Milliarden eingebracht hatte. Im Vergleich dazu waren die medizinischen Kosten ihres Vaters ein Witz.

„Und bei welcher Firma hast du morgen dein Vorstellungsgespräch?“

„Bei Harmonia Pharma GmbH.“

„Willst du zurück in die Medikamentenentwicklung?“

„Ja. Auch wenn ich in den letzten Jahren nicht aktiv gearbeitet habe, habe ich mich in dem Bereich immer auf dem Laufenden gehalten. Mein Wissen ist noch da. Und abgesehen davon kann ich eh nichts anderes.“

„Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Komm doch zu uns in die Firma, ich geb dir eine interne Empfehlung.“

Marie musste lachen und antwortete halb im Scherz: „Du beschwerst dich doch ständig über deinen Chef. In meinen Augen ist der mittlerweile der absolute Albtraum eines Arbeitgebers. Willst du mich echt in diese Falle locken?“

Es folgte eine unangenehme Stille am anderen Ende der Leitung, bis eine männliche Stimme plötzlich ertönte:

„Lisa, seit wann beute ich meine Mitarbeiter aus?“

Die Stimme klang irgendwie gedämpft, als stünde der Sprecher weiter weg vom Telefon, aber Marie konnte die unterschwellige Bedrohung in seinem Ton deutlich hören.

Lisa lachte gezwungen und wechselte schnell das Thema: „Marie… ähm, ich hab hier gerade was zu tun. Lass uns morgen nach deinem Vorstellungsgespräch zum Mittagessen gehen.“

Bevor Marie noch etwas erwidern konnte, hatte Lisa das Gespräch abrupt beendet.

Ein Blick auf die Uhr verriet Marie, dass es schon weit nach zehn war. Lisa hatte normalerweise einen ziemlich festen Tagesablauf – dass sie zu dieser späten Stunde nicht nur wach war, sondern auch mit ihrem Chef sprach, war mehr als ungewöhnlich.

Das würde sie morgen unbedingt rausfinden.

Sie legte das Handy beiseite und griff nach einem schlichten, hellgrünen Kleid, das nicht zu auffällig war, aber trotzdem zeigte, dass sie das Vorstellungsgespräch ernst nahm.

Nachdem sie die anderen Kleider zurück in den Schrank gepackt hatte, zog sie ihre Schlafsachen an und ging ins Bad, um zu duschen.

Nach einer heißen Dusche und Hautpflege legte sie sich ins Bett und schlief bald ein.

Zur gleichen Zeit, im Arbeitszimmer.

Felix zögerte eine ganze Weile, bevor er sich endlich dazu durchrang, anonym im Internet nach Hilfe zu suchen: „Wie gewinne ich meine Frau zurück, nachdem ich sie betrogen habe?“

Doch die Antworten, die er bekam, waren allesamt das Gegenteil von dem, was er hören wollte. Die meisten rieten ihm zur Scheidung und verlangten, dass er seine Frau in Ruhe ließ. Das machte ihn so wütend, dass er den Beitrag sofort löschte.

Gerade als er sich schlafen legen wollte, vibrierte sein Handy. Eine Nachricht von Mia Hoffmann.

„Herr Schneider, ich bin schwanger.“
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