Kapitel 6
Theresa fühlte sich benommen. Stimmen drangen an ihr Ohr, doch sie konnte die Worte kaum verstehen: „Was machen Sie hier eigentlich? Wie konnte so etwas passieren? Miss Theresa, Miss Theresa...!“

Die Stimmen wurden immer leiser, und schließlich verlor Theresa das Bewusstsein.

Als sie wieder zu sich kam, lag sie im Krankenhaus. Der weiße Anblick der Zimmerdecke war das Erste, was sie sah. Ihr Kopf fühlte sich schwer an, und ein stechender Schmerz pochte darin.

„Miss Theresa, Sie sind wach!“

Julia, ihre Assistentin, stand mit verweinten Augen von einem Stuhl auf und trat besorgt an ihr Bett.

„Haben Sie irgendwo Schmerzen? Soll ich den Arzt rufen?“ fragte Julia aufgeregt.

Theresa richtete ihren Blick auf sie. Obwohl sie sich schwach fühlte, versuchte sie sich aufzurichten. „Mir geht es gut. Wie sieht es auf der Baustelle aus? Wurden andere verletzt?“

Julia schüttelte den Kopf und drängte Theresa sanft zurück ins Bett. „Kümmern Sie sich jetzt nicht um die Baustelle. Sie haben eine Gehirnerschütterung! Sie hätten tot sein können! Ich hatte solche Angst, dass Sie nicht mehr aufwachen!“

Während sie sprach, begann Julia erneut zu weinen.

Julia war Theresas junge Assistentin, die von ihr immer freundlich behandelt wurde. Dieses Ereignis hatte die unerfahrene Julia tief erschüttert.

„Ich bin doch wach, also beruhige dich. Es ist alles in Ordnung“, sagte Theresa, um sie zu trösten.

Theresa tastete vorsichtig an ihre Stirn. Sie spürte den Verband aus weißem Mull, der um ihren Kopf gewickelt war, und die Schmerzen ließen sie die Stirn runzeln. Sie fragte erneut: „Ist auf der Baustelle alles in Ordnung?“

Theresa machte sich Sorgen, dass ein solcher Unfall den Baufortschritt verzögern könnte.

„Es gibt keine Probleme, Miss Theresa. Aber warum sorgen Sie sich überhaupt um die Baustelle? Sie haben sich so schwer verletzt! Sie arbeiten ohnehin schon so hart, und trotzdem machen Sie sich noch Gedanken um uns. Bitte, legen Sie sich hin und ruhen Sie sich aus!“ sagte Julia mit einem schuldbewussten Ton.

Julia konnte sich den Vorfall nicht verzeihen. Wäre sie nicht darauf bestanden, dass Theresa zur Baustelle geht, wäre dieser Unfall vielleicht nie passiert. Sie wollte Theresa nicht weiter mit Arbeitsberichten belasten.

Doch Theresa war es gewohnt. Seit Jahren schien sie wie eine Maschine zu funktionieren, immer darauf bedacht, alle zufrieden zu stellen und Alexanders Bedürfnisse und die des Unternehmens an erste Stelle zu setzen.

Ihr Instinkt ließ sie die Arbeit stets im Fokus behalten. Außerdem wusste sie, dass sie der Familie Schmidt noch eine Million Euro schuldete. Theresa hatte keine Wahl, als weiterzuarbeiten und sich anzustrengen.

Plötzlich drangen aufgeregte Stimmen von draußen herein, eine Mischung aus Flüstern und hellen Ausrufen, fast wie Fans, die einen berühmten Star entdeckten.

„Ist dieser Popstar etwa auch hier im Krankenhaus?“

„Ja, ich habe sie vorhin gesehen! Stephanie, oder? Das ist das erste Mal, dass ich sie so nah sehe!“

„Hat sie sich verletzt? Geht es ihr ernsthaft schlecht?“ fragten sie neugierig und besorgt.

„Bitte machen Sie Platz, alle zurücktreten!“

Eine Gruppe von Bodyguards erschien, die die umstehenden Schaulustigen zurückdrängten, um sicherzustellen, dass Stephanie nicht fotografiert wurde.

Theresa richtete ihren Blick auf die Szene vor ihrem Zimmer und bemerkte plötzlich Alexanders hochgewachsene Gestalt. Er schien Stephanie beschützend dicht an seiner Seite zu halten.

Stephanie ging an Alexanders Seite mit gesenktem Kopf. Ihre Augen waren gerötet, ihr Gesicht blass, und sie wirkte schwach und angeschlagen.

Die Anwesenheit von Stephanie hatte viele Gespräche ausgelöst, doch die Bodyguards sorgten schnell wieder für Ruhe im Krankenhaus.

Theresa sah, wie Alexander und Stephanie direkt an ihrem Krankenzimmer vorbeigingen. Nebenan lag die Notaufnahme.

„Ist das nicht Herr Alexander?“ murmelte Julia erstaunt.

Julia war mehr als überrascht, Alexander zu sehen.

Den ganzen Vormittag hatten sie nach Alexander gesucht, doch ohne Erfolg. Und jetzt stand er plötzlich im Krankenhaus, und das auch noch in Begleitung von Stephanie. Das weckte unweigerlich Julias Neugier.

Julia sagte schließlich: „Herr Alexander fehlt bei wichtigen Angelegenheiten sonst nie. Aber diesmal war er nicht einmal telefonisch zu erreichen, nur um Stephanie zu begleiten. Könnte es sein, dass sie ein Paar sind? Kein Wunder, dass Stephanie neulich ohne Anmeldung in die Firma kommen konnte. War das etwa ein Privileg, das Herr Alexander ihr eingeräumt hat? Miss Theresa, ist Herr Alexander vielleicht dieser mysteriöse Verlobte, der laut den Medien Stephanie heimlich unterstützt?“

Theresa ballte ihre Hände zur Faust. In ihrem Inneren brodelte es vor Schmerz.

Sie sah zu Julia hinüber und bemühte sich, ihre aufgewühlten Gefühle nicht preiszugeben. Ihre Stimme klang kalt: „Geh bitte. Ich möchte mich etwas ausruhen.“

„Na gut, Miss Theresa. Ruhen Sie sich aus.“

Julia wagte es nicht, weiter zu spekulieren, und verließ das Krankenzimmer.

Theresa blieb allein zurück. Sie lag auf dem Bett und fragte sich, ob Alexander jemals vorbeigekommen war, als sie krank im Krankenhaus lag.

Es schien nicht so.

Doch Stephanie, bei ihr schien jede Kleinigkeit Alexander in Besorgnis zu versetzen. Ohne Rücksicht darauf, von anderen gesehen zu werden, brachte er sie ins Krankenhaus, eskortiert von einer Gruppe Leibwächter. Wie wichtig musste Stephanie ihm sein!

Theresa fühlte sich gedemütigt.

Sie schaute auf ihr Handy. Zögernd wählte sie eine vertraute Nummer.

Es dauerte nicht lange, bis der Anruf entgegengenommen wurde.

„Ja?“

Alexanders Stimme klang, als wäre er direkt neben ihr.

Theresa wusste einen Moment lang nicht, was sie sagen sollte.

Alexanders ungeduldige Stimme drang aus dem Hörer: „Wenn du etwas willst, dann sag es schnell. Ich bin beschäftigt.“

Theresa blickte durch das Fenster und sah, wie Alexander mit gerunzelter Stirn dastand, als würde ihr Anruf ihm eine überaus wichtige Angelegenheit erschweren.

Natürlich, es war schließlich Stephanie, die Alexander am Herzen lag, die verletzt worden war.

Theresa bereute plötzlich, diesen Anruf getätigt zu haben, konnte jedoch nicht anders, als zu sagen: „Mir geht es nicht gut.“

In ihrem Blickfeld sah sie, wie Alexander den Hörer mit der Hand abdeckte und dem Arzt einen kalten Blick zuwarf, offenbar verärgert darüber, dass dieser Stephanie bei der Medikamentengabe Schmerzen zugefügt hatte.

Alexander wandte sich wieder ab und fragte: „Was hast du eben gesagt?“

Theresa öffnete den Mund. So viele Worte drängten sich ihr auf: „Warum heiratest du mich, obwohl du jemand anderen liebst? Warum bist du mit mir verheiratet und dennoch in die Angelegenheiten anderer Frauen verwickelt?“

Doch nach einem Moment der Besinnung hielt sie inne. Sie wusste, dass keine Antwort Alexanders diejenige wäre, die sie hören wollte.

„Nichts.“

„Theresa, ich bin beschäftigt. Wenn du nichts Wichtiges hast, ruf mich bitte nicht an.“

Mit diesen Worten legte Alexander auf und widmete sich wieder Stephanie.

Theresas Augen wurden feucht, und sie spürte, wie ein stechender Schmerz durch ihr Herz fuhr.

Wut, Schmerz, Unzufriedenheit...

Unzählige Gefühle wogten in ihrem Inneren. Sie ballte das Handy fest in ihrer Hand.

Es war an der Zeit, Alexander freizugeben.
Sigue leyendo este libro gratis
Escanea el código para descargar la APP
Explora y lee buenas novelas sin costo
Miles de novelas gratis en BueNovela. ¡Descarga y lee en cualquier momento!
Lee libros gratis en la app
Escanea el código para leer en la APP