Kapitel 8
Mia sah sie gleichgültig an. „Nach Hause.“

„Nach Hause? Wie langweilig!“, rief Tina lachend. „Um zu feiern, dass du wieder bei MY bist und bald aus deinem 'Ehegrab' herauskommst, habe ich für uns einen Tisch im M Club reserviert. Ich habe gehört, dass es dort eine neue Gruppe männlicher Models gibt. Ich will dir diese Welt zeigen!“

Mit einem verschmitzten Lächeln und einem vielsagenden Blick, in dem ungeduldige Aufregung lag, sah Tina sie an.

Mia stellte sich vor, dass Tina sich wahrscheinlich auf die Models stürzen würde, sobald sie sie sah.

Sie sah Tina mit einem fast amüsierten Lächeln an und fragte: „Willst du mir wirklich die Welt zeigen, oder willst du sie dir nur selbst ansehen?“

Tina zeigte keine Spur von Verlegenheit. Stattdessen trat sie direkt vor Mia und legte ihr den Arm um den Hals. „Schatz, warum sollten wir uns jetzt noch voneinander abgrenzen? Und du hast Philipp doch früher immer geliebt, aber das lag sicher nur daran, dass du nie die ganze Pracht dieser Welt gesehen hast! Komm heute Abend mit mir, und ich verspreche dir, du wirst so verwöhnt, dass du morgen früh schon vergessen hast, wer Philipp überhaupt ist!“

Mia konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. „Lass gut sein, so etwas solltest du lieber selbst genießen. Ich habe kein Interesse.“

Als Mia sich umdrehen wollte, griff Tina sofort nach ihrem Arm. „Du willst doch sowieso nur nach Hause, oder? Komm, sei eine gute Freundin und begleite mich! Und du bist doch bald geschieden, warum solltest du Philipp die Treue halten?“

Mia hatte eigentlich nicht vor, Philipp die Treue zu halten, aber als sie sah, wie unzufrieden Tina war, wenn sie nicht mitkam, willigte sie schließlich ein.

„Ich sag's dir gleich, nur dieses eine Mal“, murmelte sie resigniert.

Tina führte Mia direkt in den zweiten Stock, wo sich normalerweise die exklusiveren Bereiche des Clubs befanden. In der ersten Etage befanden sich die Tanzfläche und die normalen Lounges, in der zweiten Etage die Privatzimmer und die durchsichtigen Boxen.

Die transparenten Boxen sollten den Gästen einen ungehinderten Blick auf die Tanzfläche im unteren Stockwerk ermöglichen. Der Nachteil war jedoch, dass die Privatsphäre eingeschränkt war - alles, was in den Boxen passierte, konnte von außen gesehen werden.

Tina und Mia folgten dem Kellner in eine durchsichtige Box und schon bald wurden ihnen die bestellten Drinks und zwei männliche Models serviert.

Beim Anblick der beiden attraktiven und zierlichen Models blickte Tina triumphierend zu Mia und sagte: „Siehst du, ich habe dich nicht getäuscht, oder? Welche gefällt dir besser? Wenn du dich entschieden hast, nehme ich einfach den anderen.“

Die Models im M-Club waren nur zum Begleiten da und nicht für andere Dienstleistungen, deshalb hatte jedes von ihnen ein Talent, sei es Singen, Tanzen oder Zaubern.

Mia ließ ihren Blick ruhig über die beiden Männer schweifen, bevor sie lächelnd zu Tina sagte: „Wie wäre es, wenn ich dir beide überlasse? Ich sehe, du magst sie beide sehr.“

„Das geht nicht“, protestierte Tina lachend. „Wir teilen uns die Freude. Hör zu, wer dir näher ist, bleibt bei dir, wer mir näher ist, bleibt bei mir!“

Die beiden Models, die die Dynamik verstanden hatten, gingen sofort in ihre jeweilige Richtung und setzten sich zu Tina und Mia.

„Wie darf ich Sie ansprechen, Miss? Mein Name ist Ben. Was kann ich für Sie tun?“

Mia warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu und sagte mit kühler, distanzierter Stimme: „Du brauchst nichts zu tun, setz dich einfach ruhig hin.“

Sie wusste wirklich nicht, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollte. Im Nachhinein bereute sie fast, dass sie sich von Tina hatte überreden lassen, mitzukommen.

Ben starrte sie überrascht an, und in seinen Augen blitzte ungläubiges Staunen auf.

Ben, der eine professionelle Ausbildung genossen hatte, fing sich schnell und lächelte. „Dann singe ich euch ein Lied. Ich kann wirklich gut singen.“

Mia nickte zustimmend. „Gut.“

Ben wählte schnell ein Lied aus und bald füllte sich der Raum mit sanften, angenehmen Melodien.

Während er sang, hatte Tina gegenüber von Mia bereits damit begonnen, sich gegenseitig Obst in den Mund zu schieben. Mia konnte nicht anders, als leicht errötet wegzusehen. Sie wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf Ben.

Als Jonas Meier an der Box vorbeiging, warf er unbewusst einen Blick hinein. Sofort blitzte Überraschung in seinen Augen auf.

Er wusste, dass Mia und Philipp heimlich verheiratet waren - das war nur den Familien Klein und Huber sowie den engen Freunden von Philipp bekannt. Aber er hätte nie gedacht, dass die „zickige“ Mia, die Philipp immer als wohlerzogen beschrieben hatte, tatsächlich in einem Club auftauchen würde.

Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Na, das wird ja interessant“, dachte er bei sich.

Schnell wandte er sich ab und betrat ein Nebenzimmer. Kaum hatte er die Tür geöffnet, ertönte ein schallendes Lachen von Lukas Paus: „Jonas, du bist über eine halbe Stunde zu spät! Das Essen geht auf deine Rechnung!“

Im Raum saß neben Lukas und Thomas Becker auch Philipp in einer kühlen, abweisenden Haltung mit einem Getränk in der Hand. Die Aura, die ihn umgab, war von einer fast unüberwindbaren Distanz geprägt.

Neben Lukas und Thomas saßen jeweils ein paar Frauen, die mit ihren leicht bekleideten Outfits auffielen.

Jonas schloss die Tür hinter sich und schaltete die dröhnende Musik aus. Er setzte sich an den Tisch und warf Philipp einen Blick zu, bevor er mit einem leichten Grinsen sprach: „Wisst ihr, wen ich gerade draußen gesehen habe?“

„Wen?“, fragte Lukas neugierig.

„Deine Ex-Freundin, die sich vor kurzem von dir getrennt hat und eine gefälschte Schwangerschaftsanzeige aufgegeben hat, um dich zu heiraten“, antwortete Jonas mit einem spöttischen Lächeln.

Jonas hatte schon immer eine Schwäche für Spiele gehabt, aber diesmal hatte er sich wirklich verrechnet. Er war auf einen hinterhältigen kleinen Star hereingefallen, der ihm eine Falle gestellt hatte. Wegen dieses Vorfalls wurde er von seiner Mutter gezwungen, eine wohlhabende und standesgemäße Frau zu heiraten. Um der Zwangsheirat zu entgehen, hatte er sich die letzten Tage in der Firma versteckt.

Jonas verzog das Gesicht und sagte ungeduldig: „Lukas, wenn du jetzt nicht redest, glaubt keiner, dass du noch lebst!“

Aber Lukas lächelte noch breiter und sagte: „Komm schon, sag mir, wen du gesehen hast! Du kommst so spät, ich habe dir schon die drei Gläser erspart, und jetzt redest du immer noch so um den heißen Brei herum. Du benimmst dich wie ein schüchternes Mädchen.“

„Ihr werdet es mir nicht glauben, aber ich habe die Frau von Philipp gesehen.“

Im Moment, als er das sagte, stockte Philipp in seiner Bewegung, das Glas zu heben, und ein kalter Blick traf Jonas.

„Bist du sicher?“

Jonas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er nickte. „Sie ist mit einer Freundin gekommen. Die beiden haben sogar eine männliche Schaufensterpuppe mitgebracht. Als ich vorbeigekommen bin, hat sie das Model angeschaut, während er gesungen hat. Philipp, vielleicht ist deine Frau fremdgegangen...“

Kaum hatte er das gesagt, stellte Philipp das Glas mit einem dumpfen Geräusch auf den Tisch, stand schnell auf, um mit großen Schritten hinauszugehen.

„Das ist wirklich ein großer Schritt!“

Nicht nur, dass sie sich von ihm scheiden lassen wollte, sie wagte es auch noch, in einen Club zu gehen und nach einem männlichen Model zu suchen. Ihr Mut wurde wirklich immer größer!

Jonas starrte verwirrt auf Philipps Rücken und sah dann zu Lukas und Thomas. „Mag er Sophie eigentlich nicht? Warum reagiert er so extrem, wenn er hört, dass Mia ein männliches Model bestellt hat?“

Lukas zuckte die Schultern. „Auch wenn er Mia vielleicht nicht mehr mag, sie sind immer noch verheiratet. Wenn deine Frau dich öffentlich betrügen würde, würdest du das einfach so hinnehmen?“

Das Verhalten von Philipp hatte in seinen Augen nichts damit zu tun, ob er Mia mochte oder nicht. Es war einfach die pure Wut darüber, dass seine Frau sich öffentlich mit einem anderen Mann einließ.

Thomas, der neben ihm saß, blinzelte leicht, und seine Hand, die locker an seiner Seite hing, ballte sich unbewusst zur Faust. Er hob das Glas vor sich und trank es in einem Zug leer.

„Übrigens, wisst ihr, wer dieser Freund von Mia ist? Wenn ich euch den Namen sage, werdet ihr echt überrascht sein!“

„Wer?“ Lukas zeigte wenig Interesse.

„Tina!“

Als er das sagte, veränderte sich Lukas’ Gesichtsausdruck augenblicklich. Sein Gesicht verfinsterte sich und er biss die Zähne zusammen: „Wen hast du gesagt?“

„Tina, die, deren Familie vor ein paar Jahren pleite gegangen ist. Wir haben früher ein paar Veranstaltungen zusammen besucht. Wie wär‘s damit?"

Lukas schnaubte spöttisch und sagte, jedes Wort betont: „Ach, nichts. Ich hab nur mal gefragt.“

Dann zog er eine Frau neben sich heran, griff nach seinem Handy, machte ein Selfie und postete es direkt auf seine Momente.

In den Augen der Frau blitzte Überraschung auf und sie sah ihn leidenschaftlich an. „Herr Paus, was haben Sie denn da...“

Lukas sah sie eiskalt an: „Mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich wollte nur, dass es jemand sieht.“

Das Gesicht der Frau erbleichte augenblicklich, als ihr klar wurde, dass sie sich etwas vorgemacht haben musste.

Inzwischen war Philipp draußen angekommen. Nach einigen Blicken entdeckte er tatsächlich Mia in einem der durchsichtigen Privaträume. Er sah, wie sie einen Mann an ihrer Seite mit Obst fütterte, ihre zarten weißen Finger berührten fast seine Lippen. In diesem Moment kochte die Wut in Philipp nur noch höher.

Im Zimmer bemerkte Tina, dass Mia den ganzen Abend schon so lustlos gewirkt hatte, und schlug vor, eine Runde Wahrheit oder Pflicht zu spielen.

Mia verlor das Spiel und Tina forderte sie auf, dem männlichen Modell neben ihr Obst zu geben.

Als sie ihm die Früchte in den Mund schob, wurde plötzlich die Zimmertür aufgestoßen und eine kalte, wütende Stimme ertönte.

„Mia!“
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